Wie passen der weibliche Zyklus und Sport zusammen?
In diesem Artikel erfährst du es und bekommst Tipps, wie du dein Training auf deinen Menstruationszyklus anpasst.
Außerdem: Worauf du als Mann und Trainer achten darfst, wenn du mit Frauen trainierst und viele weitere Tipps von Menstruationstassen bis Beckenboden.
Gespannt? Dachte ich mir. Dann legen wir los!
Ganz ehrlich: Das Thema Zyklus und Sport ist ein wichtiges, aber ich bin dafür kein Experte. Deshalb habe ich mir für diesen Artikel Verstärkung gesucht.
Constanze, du bist am Wort!
[message]Das ist ein Gastartikel von Dr. Constanze Köbing. Constanze ist promovierte Tierärztin, hat die Fitness Trainer B-Lizenz und möchte Menschen wieder zu ihrer natürlichen Bewegungsfreiheit zurückführen. Das macht sie unter anderem mit ihrem Blog MeAndTheDailyFit ist Naturbewegt auf dem sie dir zum Beispiel 5 Rezepte für mehr Bewegung im Alltag verrät.[/message]
Nicht nur Männer sind des Öfteren hormongesteuert.
Was meine ich damit und was hat das mit deinem Kraft- oder Ausdauertraining zu tun? Vor allem dann, wenn du eine Frau bist …
Möglicherweise hat der weibliche Zyklus einen maßgeblichen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Frau.
Du bist Personal Trainer, Athletin oder beschäftigst dich allgemein mit Fitnesstraining? Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit befinden sich auch weibliche Sportlerinnen unter deinen Klienten. Oder du bist selbst eine Frau und hast dich schon einmal gewundert, warum deine Leistung gerade heute eingebrochen ist? Du als männlicher Trainer hast manchmal das Gefühl deine weiblichen Klienten weniger zu verstehen als deine männlichen?
Kurz gesagt weibliche Athleten sind keine männlichen. Genauso wie Katzen keine kleinen Hunde sind!
Im Folgendem gebe ich dir einen Überblick über den weiblichen Zyklus und die daraus resultierenden Trainingsempfehlungen. Sport im Zyklus ist also unser Hauptthema.
Inhalt:
- Der Zyklus der Frau
- Aktuelle Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen
- Trainingsplangestaltung – Progression und Degression
- Menstruationstassen – Alternative mit Weitblick
- Wechseljahre
- Beckenboden Muskulatur und Fitness
- Fazit zu Sport im Zyklus
Der Zyklus der Frau
Zunächst möchte ich dir einen kurzen Überblick über den Zyklus der Frau zum besseren Verständnis der Wechselwirkung zwischen Zyklus und Sport geben. In der Regel gelten diese Informationen für Frauen, die keine hormonelle Empfängnisverhütung durchführen.
- Desquamationsphase (Menstruationsphase) – allgemein als die Zeit der Menstruation bekannt, Dauer zwischen 4-7 Tage.
- Follikelphase – variable Dauer, beginnt nach dem Ende der Blutungen.
- Ovulation (im Durchschnitt etwa um den 14. Tag herum)
- Luteal- bzw. Gelbkörperphase
1. Die Desquamationsphase oder Menstruationsphase
Der erste Tag, des im Durchschnitt 28 bis 35 Tage langen Zyklus ist für viele Frauen eine Erlösung für andere wiederum der Tiefpunkt des ganzen Monats. Endlich haben die Stimmungsschwankungen ein Ende, die Monatsblutung beginnt.
Was ist passiert?
Ganz einfach:
Es hat keine Befruchtung einer Eizelle stattgefunden und somit kommt es nicht zu einer Schwangerschaft. Die Gebärmutterschleimhaut wird in diesem Zyklusabschnitt nicht mehr benötigt und kann vom Körper abgestoßen werden. Der Gelbkörper ist bereits zurückgebildet und das Sexualhormon Progesteron in seiner Konzentration gesunken.
Stimmung vieler Frauen: Sie fühlen sich attraktiv und schön.
2. Die Follikelphase
Nach dem Abklingen der Monatsblutung atmen viele Frauen auf. Sie fühlen sich frisch und könnten die Welt erobern.
Zu Recht! Der Östrogenspiegel steigt endlich!
Nun ist die alte Gebärmutterschleimhaut abgestoßen und der Körper der Frau tritt in den neuen Zyklus ein. Unter dem Einfluss des Follikel-stimulierenden Hormons (FSH) beginnen mehrere Follikel in den Eierstöcken der Frau heranzureifen.
Der Frauenkörper bereitet sich darauf vor, eine befruchtete Eizelle aufzunehmen. Je mehr die Follikel heranwachsen, desto mehr Östrogen wird durch die Zellen in den Follikeln gebildet.
Merke also: Die Follikelphase ist FSH und vor allem Östrogen dominiert!
In dieser Phase baut der Körper unter Einwirkung von Östrogen auf.
Östrogen wirkt demzufolge anabol und wird auch als Glückshormon bezeichnet!
Zum Ende der Follikelphase sind die herangereiften Follikel so groß, dass sehr viel Östrogen gebildet wird. Dies veranlasst die Hypophyse das luteinisierende Hormon (LH) auszuschütten.
Merke: Zu Beginn des Zyklus d.h. In der 1.+ 2. Phase, also Tag 1-15 dominiert das Hormon Östrogen!
Kommen wir nun zum zweiten Zyklusabschnitt. Hier wandelt sich das Blatt und ein anderes Hormon spielt die wesentliche Rolle.
Aber warte, langsam, gehen wir Schritt für Schritt!
3. Ovulation – Eisprung
Unter dem Einfluss von LH springt der reifste aller Follikel und wäre theoretisch bereit befruchtet zu werden.
Nun steht der Zyklus der Frau an einer Weggabelung. entweder oder!
Entweder wird der Follikel befruchtet oder halt nicht.
4. Lutealphase
Aus dem gesprungenem Follikelbläschen ist die Eizelle ausgetreten und macht sich auf den Weg vom Eierstock in Richtung Gebärmutter. Dort sollte dann die Befruchtung stattfinden.
Der Östrogenspiegel sinkt, da die Follikelbläschen sich zurückbilden. Aus dem jetzt entstehenden Gelbkörper (dem Überbleibsel am Eierstock) wird nun Progesteron freigesetzt.
Das weibliche Geschlechtshormon Progesteron ist unter anderem dafür verantwortlich, eine Schwangerschaft aufrecht zu erhalten. Erfolgt keine Befruchtung, bildet sich der Gelbkörper zurück und der Progesteronspiegel sinkt.
Die Gebärmutterschleimhaut wird wieder abgestoßen. Der Körper der Frau zeigt folgende Symptome: Kopfweh, Müdigkeit, inneren Anspannungen, Reizbarkeit (3)
Zwischenfazit
Aus den obigen Ausführungen kannst du schon sehen, dass Sport im Zyklus ein komplexes Thema ist. Was du dir aus diesem Abschnitt mitnehmen solltest, sind die daraus entstehenden Konflikte:[icon_list icon=”alert”]
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- Östrogen vs. Progesteron
- Protein Anabolismus vs. Protein Katabolismus (2)
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Soweit so gut. Was bedeutet diese Erkenntnisse für deine Trainingsplanungen?
Aktuelle Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen zum Thema Sport im Zyklus
Wie so oft in der Wissenschaft gibt es eine Reihe von Studien, die verschiedene Zusammenhänge sehen oder eben nicht sehen. So sagen die einen ja, die anderen wiederum nein.
Vielleicht bist du selbst eine Frau oder betreust im besten Fall mehrere weibliche Athleten. Ich bin mir sicher, dass du bereits im Laufe der Jahre Unterschiede bzgl. der Leistungsfähigkeit bei dir oder deinen Klientinnen bemerkt hast.
Ich fasse im Folgenden kurz die Studienergebnisse für dich zusammen. Zusätzlich gebe ich auch meine eigenen Erfahrungen weiter.
Zunächst zu den Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Menstruationszyklus und dem Training sehen.[icon_list icon=”check”]
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- Sung et al. 2014 (5) sieht einen direkten Zusammenhang zwischen der Muskelkraft Zunahme (und auch Muskeldurchmesser Zunahme) resultierend aus dem Training während der Follikelphase gegenüber der Luteal- bzw. Gelbkörperphase.
- Maximalkraft Fähigkeit sinkt bis zu 23% im Verlauf der Lutealphase im Vergleich zu anderen Zyklusphasen (1).
- Bei warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit konnte eine verringerte Performance nachgewiesen werden (6).
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Im Vergleich dazu, gibt es ebenso viele Studien, die keinen Zusammenhang zwischen der Muskelkraft oder der Leistungsfähigkeit und den Menstruationsphasen nachweisen konnten (4). Hier ein Beispiel dafür.
Bei Untersuchungen an 19 Frauen konnten im Verlauf eines Zyklus keine Veränderungen der Muskelfunktionsparameter festgestellt werden (7). In dieser Studie lag der Fokus auf isokinetischen Kraftmessungen am M. quadriceps. Scheinbar wurde aber lediglich ein Menstruationszyklus betrachtet und eben nicht die Kraftentwicklung über mehrere Zyklen hinweg. Dies wäre vermutlich sinnvoller.
Trainingsplangestaltung für Sport im Zyklus – Progression und Degression
Vorab sei Folgendes gesagt.
Um all diese Empfehlungen umsetzen zu können, musst du erstmal herausfinden wie du und dein Zyklus ticken!
Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.[icon_list icon=”address”]
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- OURA Ring. Ich selbst benutze dieses kleine Wunderding seit ca. 1 Jahr. Über die Messung deiner Basaltemperatur und dem typischen Abfall dieser zu bestimmten Zeitpunkten deines Zyklus, lässt dich mit sehr hoher Genauigkeit dein Zyklusverlauf einschätzen.
- Messung deiner Basaltemperatur mit einem normalen Thermometer.
- Ovulationstest über die Messung des LH-Peaks unmittelbar vor deinem Eisprung.
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Kennst du deinen Zyklus oder den deiner Klientin?
Ich weiß, das setzt ein hohes Maß an Vertrauen voraus. Insbesondere bei dem Verhältnis männlicher Trainer und weibliche Klientin. Du solltest deinen Klientinnen einfach verdeutlichen, dass sie nur profitieren können! Dein Wissen über ihren Zyklus wird ihr Training höchstwahrscheinlich so individuell machen wie noch nie zuvor.
Menstruationsphase
In der Zeit deiner Monatsblutung fühlst du dich wahrscheinlich nicht wirklich nach Sport, oder? Wenn du allerdings keine starken Schmerzen hast, solltest du auch hier einmal für dich Testen wie es dir mit Sport während der Periode geht.
Regelmäßiger Sport kann dir sogar dabei helfen, Regelschmerzen zu lindern, weil insgesamt die Durchblutung verbessert wird.
Achte auch hier gut auf deinen Körper: Wenn du ohnehin schon das Gefühl hast, das sich wie ein ziehen nach unten anfühlt, ist es gerade für deinen Beckenboden keine allzu gute Idee, wenn du dann auch noch starke Stoßbelastungen wie Laufen oder Springen in dein Training einbaust. Sanftere Formen wie der Crosstrainer, Walking oder angepasstes Krafttraining soltlen allerdings als Sport auch während der Periode kein Problem sein.
Follikelphase
Du fühlst dich großartig? Dann ab und rein ins Training!
Hochintensive Ausdauer Einheiten solltest du für dich oder deine Klientinnen in dieser Phase planen. So zeigten in einer Studie 21 bis 25-jährige Frauen während der Follikelphase unter anderem erhöhte Ausdauerkapazitäten (8).
Hier ist also Progression angesagt!
Weiterhin solltest du deinen Fokus auch auf ein konventionelles Kraft- bzw. Hypertrophy Training legen. In der ersten Zyklushälfte konnte eine gesteigerte Muskelkraft bei jungen Frauen nachgewiesen werden (9).
Ein sehr passendes Zitat hab ich dazu von Caroline Hardy (ClueApp, Crossfit) gefunden.
[quote author=”Caroline Hardy 28.9.2017 (11)”]I never skip leg day before i ovulate![/quote]
Trotz aller Leistungsfähigkeit solltest du deine Verletzungsanfälligkeit mit betrachten. So konnten Wissenschaftler die hohen Östrogenspiegel in dieser Zyklusphase auch mit dem vermehrten Auftreten von Sehnenverletzungen in Verbindung bringen (10).
Ovulation
In der Zeit um den Eisprung herum und für 5 bis 7 Tage danach, solltest du den Trainingsplan an eine moderate Belastung anpassen. Hier verändert sich das hormonelle Milieu und der Körper verliert an Leistungsfähigkeit.
Plane Degression in deine Trainingseinheiten ein. Durch die erhöhte Basaltemperatur in dieser Zeit fühlen wir Frauen uns schlapper und merken förmlich wie unser Körper nach einem „Rest days“ mehr ruft! Vermeide während der Lutealphase unbedingt den Ruf nach Bestleistungen. Etwaige Maximalkraft Einheiten solltest du vermeiden.
Dein Körper weiß es besser als dein EGO!
Hör auf ihn!
Menstruationstassen – Alternative mit Weitblick
Menstruationstassen sind keine Erfindung der letzten Jahre.
Erste Menstruationstassen-ähnliche Säcke wurden bereits 1860/70 patentiert und eingesetzt. Die Entwicklung des heute bekannten Designs geht auf das Jahr 1937 zurück. Leona Chalmers entwickelte die damals unter dem Namen „Tassette“ bekannte Tasse aus Latex. Erst im 21. Jahrhundert wurde dieses durch das noch verträglichere Silikon abgelöst (13). Die Menstruationstasse des Markführers kann ich dir empfehlen, du bekommst sie zum Beispiel auch auf Amazon.
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Eigene Erfahrungen
Bereits vor 5 Jahren hatte ich den ersten Kontakt zu Menstruationstassen. Mich plagte während der ersten 7 Tage meines Zyklus oft ein unerklärliches Unwohlsein. Ich schaffte es dieses mit dem Benutzen von Tampons in Verbindung zu bringen. Nur was war die Alternative?
Wieder umsteigen auf Binden? Oh nein, bestimmt nicht. Wenn natürlich gesünder nicht denkbar und somit keine Option.
Nach kurzer Recherche fiel mir die Alternative ins Auge. Da ich derzeit bereits ein Kind auf natürlichem Weg geboren hatte, bestellte ich vorsichtshalber die größere Variante. Zu Recht, wie sich herausstellte.
Die ersten Einsetzversuche waren frustrierend, wirklich frustrierend. Ich traute mich mit der eingesetzten Tasse nicht aus dem Haus. Aus Angst vor bösen Überraschungen.
So ganz abstellen konnte ich diese Angst bisher nicht, so muss ich gestehen, dass ich hin und wieder auf Tampons umsteige. Die benötigte Fingerfertigkeit ist nicht stets auf meiner Seite. Aber ich komme immer wieder auf die Verwendung der Tassen zurück, da die eigentlichen Vorteile dahinter überwiegen.
Die Verwendung von Menstruationstassen bringt einige Vorteile mit sich. Hier eine kurze Übersicht.
Pro´s[icon_list icon=”plus-circled”]
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- Schnelle Rentabilität im Vergleich zu Tampons o. Binden
- umweltfreundlich
- großes Volumen (bis 30 ml, bei etwa 80 ml Gesamtvolumen der Menstruationsblutungen)
- 12 Stunden Verweildauer (Ausdauerathleten)
- bei richtigem Sitz kompatibel mit vielen Sportarten
- TSS Risiko geringer (toxic shock syndrom wird minimiert, aber nicht vollständig behoben)
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Con`s[icon_list icon=”minus-circled”]
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- Fingerfertigkeit und Übung nötig
- Auswaschen auf Reisen oder unterwegs schwierig
- mögliche Verfärbungen im Laufe der Zeit
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Die Compliance zur Benutzung von Menstruationstassen ist so individuell wie das Befinden der Frau während der Menstruationsblutung. Ich kann für meinen Teil uns Frauen nur empfehlen diesen Schritt auszuprobieren. Die Investitionskosten halten sich in Grenzen. Für maximal 30 € kann jede Frau testen, ob sie mit dem System klar kommt oder nicht. Nur allzu schnell aufgeben solltest du nicht! Geduld. Geduld.
Eine Studie aus dem Jahr 2011 (14) möchte ich dabei kurz erwähnen.
Bei 110 Frauen im Alter von 19 bis 40 Jahren, wurde die Benutzung von Tampons der Benutzung von Menstruationstassen gegenübergestellt. Die Benutzerinnen waren definitiv zufriedener mit der Benutzung von Menstruationstassen und 91% würden diese weiter benutzen wollen.
Mein Fazit zu Menstruationstassen: Unbedingt ausprobieren!
Wechseljahre – Menopause
Erstens.
Es ist nie zu spät zum Starten!
Und zweitens.
Es kommt darauf an!
Was meine ich damit?
Es kommt darauf an, bezieht sich natürlich auf die individuellen Ziele der älteren Klientinnen. Der knackigste Po am Strand ist höchstwahrscheinlich nicht mehr das primäre Ziel. Genauso Höchstleistungen bei Klimmzügen oder Liegestützen. Es kommt vielmehr darauf, an die Lebensqualität des Einzelnen so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.
Zum Thema Trainingsempfehlungen bzw. Trainingsnutzen gibt es auch hier einzelne Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen.
Eins ist sicher, der weibliche Östrogenspiegel fällt während der Menopause ab und damit fallen diese Vorteile weg. Daraus resultieren dann unter anderem Dinge, wie die Zunahme an viszeralem Fett und eine herabgesetzte Stoffwechselleistung.
Ein Kraft- und Bewegungstraining für ältere Klienten, egal ob Mann oder Frau, ist unbedingt anzuraten (12). Individuell abgestimmt und geplant, mit langsamer Progression gilt es hier auf die Ziele des Einzelnen einzugehen.
Beckenboden Muskulatur und Fitness
Die Beckenbodenmuskulatur liegt wie der Name schon sagt, auf dem Boden des Beckens und dient dem Verschluss des Beckens nach unten. Im Zusammenspiel mit Zwerchfell und der Bauchmuskulatur ist sie für die Stabilität des Bauchraumes und der inneren Organe zuständig (15).
Warum sei speziell diese Muskulatur hier erwähnt. Sie ist enorm wichtig für uns Frauen, da sie für den Verschluss von Harnröhre und Anus mitverantwortlich ist. Wie andere Skelettmuskeln wird sie auch durch Hormone (Östrogen usw.) beeinflusst.
Diese machen sie weicher oder fester. Das heißt nicht nur eine Geburt kann zur Schwäche ebendieser Muskulatur führen, auch der Zyklus der Frau hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Festigkeit. Der starke Anstieg während der Follikelphase bringt demnach auch eine entsprechende Festigkeit der Muskulatur mit sich. Wir Frauen können dies nutzen, sollten aber trotzdem bei Problemen oder „unwohlen“ Gefühlen auf unseren Körper hören. Hierzu ein paar kurze Fakten:[icon_list icon=”feather”]
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- Bei Geburten wird die Beckenboden Muskulatur übermäßig gedehnt/beschädigt! Spezielles Training ist hier nötig zum Wiederaufbau!
- In Östrogen schwachen Phasen (Blutung) ist diese Muskulatur „weicher“ (möglicherweise problematisch in der Menopause, aufgrund Östrogen Mangel)
- Körperwahrnehmung ist enorm wichtig! Die joggende oder trainierende Frau sollte auf ein Gefühl der „Schwere“ oder eines Druckes nach unten achten! Hast du dieses Gefühl öfter, solltest du das Lauftraining abbrechen und lieber noch Zeit in die Stärkung deiner Beckenbodenmuskulatur investieren.
- Das Gefühl des ständig „auf Toilette Müssen“ könnte ein Hinweis auf eine Schwäche der Beckenboden Muskulatur sein.
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Kurz gesagt, der hormonelle Zustand der Frau hat einen Einfluss auf die Muskulatur. Bei bekannter Schwäche des Beckenbodens oder vorangegangener Geburt sollte unbedingt mit Fokus auf Körperwahrnehmung trainiert werden. Spezielles Training der Beckenboden Muskulatur ist anzuraten.
Sport im Zyklus – das Fazit
Meine abschließenden Worte zum Thema Menstruation und Krafttraining bei Frauen.
Du solltest dich selbst oder deine Athletinnen als Individuen betrachten.
Ein Zeitraum von 6 Menstruationszyklen sollte beobachtet werden. So kann auf nachfolgende Zyklen geschlossen werden und die Trainingsplan Gestaltung angepasst werden.
Hierfür solltest du mit Beginn eines neuen Zyklus starten. Eine offene Kommunikation ist eine Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches zyklusbasiertes Training. Vielleicht kannst du die ein oder andere Athletin von den oben genannten Vorteilen überzeugen.
Ich selbst habe gute Erfahrungen gemacht, auf meinen Körper zu hören. Seit ca. 1 Jahr benutze ich den „Oura Ring“. Dieser sagt mir mit sehr hoher Zuverlässigkeit meinen Zyklus voraus. Um die Zeit des Eisprunges schalte ich im Training einen Schritt zurück und nehme mir die „Rest Days“ wie mein Körper sie braucht. Außerdem habe ich festgestellt, dass wenn ich zum Eisprung hin bzw. kurz vor Zyklusende zu hart trainiere, mein Körper anfälliger für Infekte ist. Auch kann ich die zyklusbedingten Stimmungsschwankungen bestätigen. Manchmal habe ich, einfach keinen Bock zu trainieren. Nicht weil ich dann faul bin, sondern weil mein Körper es mir sagt.
Das ist so denke ich die Quintessenz. Höre auf dich und die Signale, die dein Körper dir sendet.
Literatur
- Tenan, Matthew & Hackney, Anthony & Griffin, Lisa. (2015). Maximal force and tremor changes across the menstrual cycle. European journal of applied physiology. 116. 10.1007/s00421-015-3258-x.
- Oosthuyse, T. & Bosch, A.N. Sports Med (2010) 40: 207. https://doi.org/10.2165/11317090-000000000-00000
- Raith-Paula, E. et al.: Natürliche Familienplanung heute. Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung. 5. Auflage. Heidelberg 2013.
- Romero-Moraleda, B., Coso, J. D., Gutiérrez-Hellín, J., Ruiz-Moreno, C., Grgic, J., & Lara, B. (2019). The Influence of the Menstrual Cycle on Muscle Strength and Power Performance. Journal of human kinetics, 68, 123–133. doi:10.2478/hukin-2019-0061
- Sung et al.: Effects of follicular versus luteal phase-based strength training in young women. SpringerPlus 2014 3:668.
- Xanne A. Janse De Jonge;Martin Thompson;Vivienne Chuter;Leslie Silk;Jeanette Thom. Medicine & Science in Sports & Exercise. 44(11):2190–2198, November 2012. DOI: 10.1249/MSS.0b013e3182656f13
- de, Jonge, X.A.K.J., Boot, C.R.L., Thom, J.M., Ruell, P.A. and Thompson, M.W. (2001), The influence of menstrual cycle phase on skeletal muscle contractile characteristics in humans. The Journal of Physiology, 530: 161-166. doi:1111/j.1469-7793.2001.0161m.x
- Bandyopadhyay, Amit & Dalui, Rishna. (2014). Endurance Capacity and Cardiorespiratory Responses in Sedentary Females During Different Phases of Menstrual Cycle. Kathmandu University medical journal (KUMJ). 10. 25-9. 10.3126/kumj.v10i4.10990.
- Pallavi, L. C., D Souza, U. J., & Shivaprakash, G. (2017). Assessment of Musculoskeletal Strength and Levels of Fatigue during Different Phases of Menstrual Cycle in Young Adults. Journal of clinical and diagnostic research : JCDR, 11(2), CC11–CC13. doi:10.7860/JCDR/2017/24316.9408
- Herzberg SD, Motu’apuaka ML, Lambert W, Fu R, Brady J, Guise JM. The effect of menstrual cycle and contraceptives on ACL injuries and laxity: a systematic review and meta-analysis. Orthopaedic journal of sports medicine. 2017 Jul 19;5(7):2325967117718781.
- https://helloclue.com/articles/cycle-a-z/how-your-menstrual-cycle-affects-strength-training, zitiert vom 20.01.2020.
- Maltais, Mathieu & Desroches, J & Dionne, Isabelle. (2009). Changes in muscle mass and strength after menopause. Journal of musculoskeletal & neuronal interactions. 9. 186-97.
- https://www.shape.com/lifestyle/mind-and-body/menstrual-cups-and-sports?slide=cc237291-912b-4803-897d-b1293c0e107b#cc237291-912b-4803-897d-b1293c0e107b
- Howard C, Rose CL, Trouton K, et al. FLOW (finding lasting options for women): multicentre randomized controlled trial comparing tampons with menstrual cups. Can Fam Physician. 2011;57(6):e208–e215.
- https://flexikon.doccheck.com/de/Beckenbodenmuskulatur
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Letzte Aktualisierung am 4.10.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
6 replies to "Sport im Zyklus: Verstehe deine innere weibliche Stimme"
[…] erste Zyklushälfte beginnt mit dem Start der Menstruation. Diese dauert im Schnitt vier bis sieben Tage. Enden tut diese follikulare Phase mit dem Eisprung (der Ovulation), die etwa um den 14. Tag herum […]
Mir fällt es während meiner Periode sehr schwer, Sport zu treiben. Vielen Dank für deinen tollen Artikel über dieses Thema, lieber Patrick.
Hey Mareike!
Danke für deinen Kommentar.
Der Dank gebührt Constanze – sie hat den Gastartikel verfasst. 🙂
Viele Grüße
Pat
[…] fand ich dann heraus, dass es sich um einen Gastbeitrag handelt und zwar um einen richtig guten: Sport im Zyklus auf […]
Hi, toller Beitrag! Ich finde je besser man seinen eigenen Körper kennt und versteht umso leichter fällt es optimal darauf einzugehen:-)
Lg Susanne
Hallo Susanne!
Danke für dein positives Feedback – sehe ich genauso! 🙂
Viele Grüße
Pat